Zwei-Tageswanderung Pontresina

Sport Fit Frauen im Engadin

Unsere Wanderleiterinnen Sandra und Christa haben einen Pakt mit dem Wettergott, der Gute-Laune-Muse und dem Geheimniskrämer geschlossen. Einmal mehr verbringen wir Sport Fit Frauen am 23./24. August ein unvergessliches Weekend in spektakulärer Natur. Bei sportlichen Herausforderungen und bei viel fröhlichem Austausch mit 18 aufgestellten Turnkolleginnen. Allerlei Überraschungen inklusive.

Schon auf der langen Bahnfahrt von Uznach nach St. Moritz kümmern sich die beiden ums Wohlbefinden. «Häsch d’Gipfeli?» tönt es bei jedem Umsteigen. Mangels Beizli für die traditionelle Kafi-Gipfeli-Pause am Wander-Start haben sie mit einem grossen Sack voller Gebäck vorgesorgt. Dazu serviert ein flotter Kellner im RhB-Zug ab Chur den heissen Kaffee. In St. Moritz drängen sich viele bepackte Wandervögel und Kletterfreunde mit uns ins Postauto. Zum Glück dauert die enge Schaukelei bis Lagalp-Talstation weniger als eine halbe Stunde.

Val Minor und weiter

Die erste Wander-Etappe führt durch das Val Minor hoch und zum Bernina-Hospiz hinunter. Und dann? Sandra und Christa lassen sich nicht vorzeitig in ihre Karten blicken. Dafür verteilen sie gleich zu Beginn einen passenden Energieschub: Minor Schoggi-Riegel. Mit Augenzwinkern mahnt Pilzfreundin Christa, dass allfällige Eierschwamm- oder Steinpilzfunde automatisch der Wander-Leitung gehörten. Am malerischen Minor-See rasten wir, packen Leckereien aus und baden Füsse. Die Idylle wird einzig gestört von einer frechen Biene, die Carmen ein Schwinger-Ohr beschert. Das ESAF lässt grüssen. Von Hunden begleitete Pferde suchen einen Wasserzugang. Zahlreiche Wanderer und Mountainbiker begegnen uns. Kein Problem, dort oben gibt es Platz für alle. Unseren Augen trauen wir nicht mehr beim Anblick einer Dame in modischen Sneakers. Ihre Wadenknochen sind in einem Gestell fixiert. Sie humpelt so, weit ab der Zivilisation, gestützt von Mitwanderern über den stotzigen Weg.

Kurz nach der Fuorcla Minor tauchen Lago Bianco und Bernina-Hospiz auf. Leider ist Cornelia seit der Postautofahrt immer bleicher geworden. Weder Coke noch Sugus noch Wundermitteli helfen. Wir sind alle froh, dass sie und ihr Magen eine weitere Postautofahrt vom Hospiz nach Bernina Suot hinunter pannenfrei übersteht. Für die nächste Wegstrecke entlang von herrlichen Wasserfällen helfen ihr kräftige Rucksackträgerinnen. Inzwischen hat sich die Sonne hinter Wolken versteckt, und wir sind froh um wärmende Getränke an der Station Morteratsch. Von dort bringt uns der Zug nach Pontresina. Unser Nachtquartier, die Jugendherberge, liegt gleich beim Bahnhof.

Was gibt’s zu essen?

Für die Zimmerzuteilung tauschen wir unsere Schnarch- und Blasenentleergewohnheiten aus und landen zu dritt oder zu viert in gut ausgestatteten Räumen.

Während eine von uns - in persönlicher Geheimmission! -  kurz zum Gepäckfach nach St. Moritz und zurückfahren muss, drängt es die andern unter die Dusche und zum Apero nebenan. Die Begeisterung über das anschliessende Tagesmenu in der Jugi hält sich in Grenzen: Salat, Kartoffelgnocchi und krümeliger Apfelstrudel an Vanillesauce. Kreative ergänzen die trockenen Gnocchi mit Salatsauce. Eingepackte Resten gehen am nächsten Tag geflissentlich vergessen. Schon um 19:30 Uhr ist Schluss mit Restaurantbetrieb. Unserer Stimmung tut das keinen Abbruch. Wir zelebrieren das Beisammensein im grossen Aufenthalts-Raum bei einem Glas Wein, gespendet vom gestrigen Geburtstagskind Judith, und bei lautstarkem Kartenspiel. Um 22 Uhr muss hier aber Nachtruhe einkehren.

Geheime Routen

Ein leckeres Zmorgebuffet kompensiert für entgangene Gourmetfreuden am Vorabend. Zunächst schlendern wir durchs Dorf Pontresina bis zur Talstation vom Languard-Sessellift. Fahren wir hoch? Nein, nein. Sandra kennt ihre Schäfchen, die es ganz gerne gemütlicher nähmen. In geheimnisvoller Zeichensprache deutet sie das heutige Wanderprogramm an: Zunächst eher flach, dann hoch, dann noch mehr hoch, zwischendurch überhängend. Oweh. Über den Steinbockweg zotteln wir los. Jeweils im Frühling tun sich hier Steinböcke an jungen Gräsern und an mineralhaltigen Mauern gütlich. Ein fix installierter Feldstecher zeigt ein Bild. «Was siehst du da?» Eine um die andere Sport Fit Frau muss sich mit eigenen Augen von der Mär der nackten männlichen Wesen überzeugen.

Beim Schafberg-Beizli auf halber Höhe erteilt ein Einheimischer einigen Nachzüglerinnen eine Lektion über verschiedene Romanisch-Idiome. Er ist vor dem Frühstück auf seinem Sonntagsspaziergang, während wir vom schweisstreibenden Aufstieg bereits ziemlich geschafft sind. Der Panoramaweg führt weiter über Stock und Stein, ist aber mit Stützmauern und einem kleinen Tunnel gut ausgebaut und bietet einmalige Blicke. An eine Felswand gelehnt gönnen wir uns eine kleine Pause.

Endlich taucht die Alp Languard auf und die Bergstation vom Sessellift. Sie steht ganz im Zeichen des Steinbocks. Mit weitläufigem Kinderspielplatz und mit Steinbock-Liegen, auf der wir gerne noch lange die Beine hochlagern würden. Doch Sandra ruft zum Aufbruch. Zuerst hinunter über einen Bergbach, dann nur noch über einen «kleinen Hügel», meint sie.

«Geht es wirklich dort hinauf?» Angesichts des unendlich scheinenden Zickzack-Wegs in die Höhe zieht Elisabeth eine Solo-Genussfahrt per Sesselbahn ins Tal vor. Auch wenn sie – wie sie später gesteht – dabei ordentlich friert und die Bahn gefühlt nur mit Not die Kurve erwischt. Uns andere erwartet oben ein spektakulärer Anblick. Die Uzner Sport Fit Frauen direkt vor den höchsten Bergen der Schweiz. Das muss verewigt werden.

Nur schwer können wir uns losreissen. Erholung ist wenig später angesagt. Nach einer langen Picknickpause in einem Felsengarten nehmen wir den Abstieg durch Heidelandschaften und Lärchenwälder in Angriff. Durstige Kehlen, verschwitzte Shirts und schmerzende Knies spielen nach den grandiosen Panoramen keine Rolle mehr. In Pontresina bleibt noch ein Stündchen zum Auftanken, dann nehmen wir den Zug für den Heimweg. Als wir schliesslich in Samedan alle vollzählig und munter im reservierten Wagen sitzen, darf Christa endlich ihr wohlverdientes Glace schlecken, das sie vor 20 Minuten gekauft hat.

Noch einmal werden Snacks und Scherze ausgetauscht; noch einmal wird zünftig gelacht. Cornelia und Sabine werden nicht so schnell vergessen, dass sie mit ihren Jacken total trendy sind und offenbar die Farbe des Jahres 2024 namens «Peach Fuzz» tragen.

Das Wochenende hat definitiv nicht nur den Leiterinnen Christa und Sandra einfach super gefallen. Gell, Brigitte. Für nächste Wanderziele der Sport Fit Frauen gibt es Ideen. Welche? Das bleibt vorerst geheim.

Cécile Brüllhardt

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