Wanderung Rinerhorn ins Sertigtal

Frische Gipfeli statt hohe Gipfel

Die Sportfit-Frauen am Wandern

In diesem Jahr läuft auch bei den Sportfit Frauen alles ein wenig anders. Weder eine genüssliche Turnfahrt für weniger Ambitionierte noch eine anstrengende Turnwanderung für Sportliche sind geplant. Dafür organisieren Carla und Sandra eine lockere, für alle gemeinsam machbare Wanderung. Abwechslungsreich und gemütlich sollte es am 21. August 2021 werden. Das ist hundertprozentig geglückt.

Die Aussicht auf Sonne nach den trüben Zeiten vergrössern die Vorfreude. Der Wecker schellt zwar für die meisten der 21 Frauen zu ungewohnter Stunde. Aber nach den vielen Faust- und Ellbogen-Begrüssungschecks am Bahnhof sind wir endgültig wach.

Via Ziegelbrücke fahren wir im Zug nach Landquart und machen uns dort schmal für die Rhätischen Bahnen. Viele haben sich lange nicht mehr gesehen. Was es nicht alles zum Erzählen und Diskutieren gibt. Doch die Fahrt nach Davos dauert. Wann sind wir beim versprochenen Kafi mit Gipfeli? Im Postauto nach Glaris wird der Platz fast knapp. Solch strahlendes Wetter lockt viele Wanderlustige in die Berge.

Wo bleiben die Gipfeli?

6er Gondeln fahren uns zügig zur Bergstation Rinerhorn hoch. Jetzt nichts wie auf die Sonnenterrasse vom Restaurant. Mit der Zeit trudeln nach halb zehn alle oben ein und holen sich ein Muntermach-Getränk am Selbstbedienungs-Buffet. Oojeh. Die Gipfelibestellung ist schief gelaufen. Sie würden um zehn Uhr nachgeliefert, wird uns beschieden. Die Verzögerung tut unserer Laune keinen Abbruch. Eine Uni-Studentin nutzt die Gunst der Stunde. So viele positiv gestimmte Gäste passen ideal für ihrer Umfrage über die Zufriedenheit mit touristischen Angeboten. Bald ist der erste Kaffee getrunken. Die Eine oder Andere schnappt im Verstohlenen hungrig - Picknick verboten! - einen Bissen aus dem Rucksack. «Gipfeli kommen gleich», beschwichtigt die Serviererin, und offeriert eine zweite Getränke-Runde zu Lasten des Hauses. Wir schwelgen in Ausblicken aufs Landwassertal und verewigen unser Beisammensein auf dem Handy. Zum Glück haben Sandra und Carla reichlich Zeit eingerechnet. Unter viel Applaus werden um halb elf die begehrten Gipfeli von einem offenbar flexiblen Bäcker geliefert. Dass wir für die gesamte Konsumation schlussendlich nichts bezahlen sollten, ist schon fast des Guten zuviel.

Achtung Velo

Nun hält uns nicht mehr am Sitzen und wir ziehen los. Vorerst geht es flach einem Fahrsträsschen entlang, später mehrheitlich abwärts auf schmalen, gut befestigten Wegen. Wir sind nicht die Einzigen. Zahlreiche Wanderer und Mountainbiker nutzen den Sommertag, geniessen die Panoramablicke und die Düfte der heideartigen Landschaft. Zum Überholen und Kreuzen ist gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt gefragt. Ja, das geht gut. «Achtung Velo von hinten» tönt es allenthalben in unserem Wander-Tatzelwurm. Hier fällt wieder ein knackiger Spruch, dort eine Aufmunterung an eine zaghafte Bikerin. Carla hat die fixen Zeiten vom Tagesprogramm im Griff. Sandra stellt sicher, dass keines ihrer Schäfchen verloren geht. Beim Zählen hilft schon mal ein belustigter Wanderer im Gegenverkehr.

Zur Mittagsrast laden Holzbänkli und schattige Baumstämme ein. Die Frauen zücken Leckereien aus ihren Rucksäcken, und hinter den Büschen ist schnell ein Damen-WC definiert. Eine nimmermüde Turnerin gräbt zur Beschäftigung ihrer Hände gar ihre Häkelei heraus. Aus Baumwolle und Hanfschnur entsteht ein Ding, das dereinst zum Abwaschen dienen soll. Walliser scheinen spezielle Gewohnheiten zu pflegen.

Jetzt säumen einige fotogene Fliegenpilze den Weg. Vergeblich sucht Christa nach benachbarten Steinpilzen. Kein Wunder auf einer so häufig begangenen Route. Wir zotteln bergab, bis links das malerische Sertig-Dörfli auftaucht. Der Bach sorgt für ein erfrischendes Lüftchen. Kürzlich fand hier auch ein Schwingfest statt. Eine halbe Stunde später talaufwärts erwartet uns ein eindrücklicher Dreifach-Wasserfall. Einige kraxeln bis ganz nahe heran. Uiuiui. Eiskalt ist das Wasser. Aber eine Wohltat für erhitzte Füsse.

Zurück im Restaurant Walserhuus werden im Garten Salatteller, Gemüserösti oder Capuns gereicht. Natürlich auch mit dem einen oder anderen Apero oder Glas Wein. Und garniert mit vielen Geschichten und lautem Gelächter. Manch eine von uns würde am liebsten noch ein paar Tage in dieser idyllischen Gegend verbringen.

DüüDaaDoo

Zum Glück zirkelt unser Chauffeur sein Postauto nicht zum ersten Mal die enge Sertigtal-Strasse hinab. Wir freuen uns vor jeder Kurve am herrlich klingenden Horn. Beim Aussteigen in Davos-Platz gönnt er uns auf speziellen Wunsch von Ruth sogar eine lautstarke Zugabe. Vielleicht weniger zur Freude der Passanten.

In topmodernen Wagen der RhB tuckern wir gemütlich nach Landquart hinunter. «Steigt ja nicht in den Zug nach Basel ein», ermahnen uns die umsichtigen Leiterinnen auf dem Perron. Das Häkelwerk nimmt inzwischen Formen an und gibt Anlass für wilde Spekulationen. Auf der letzten Etappe begleiten uns ein paar angeheiterte Jugendliche, deren Samstagabendprogramm wohl eben erst begonnen hat. Für uns hingegen geht ein total gelungener Sportfit-Frauentag zu Ende. In Schänis heisst es «Tschau Reena, schön warst du dabei». In Benken «Tschau Dora, du hast nichts vergessen». Und in Uznach schlussendlich «Tschau an alle. Tausend Dank an Carla und Sandra für den Supertag».

 

Cécile Brüllhardt

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