Wanderung der Sport Fit Frauen 2018

Hühnerköpfe und Schirmlinge

 

 

Nach monatelanger Hitze sind für heute kühle Temperaturen und lang ersehnter Regen angesagt. Ausgerechnet an unserm Wandertag, dem 25. August! «Die Wanderung findet bei jeder Witterung statt, wir sind wasserfest», motiviert uns Carla per Email. Das wirkt. Wir zwanzig Frauen lassen uns von nass-kalten Wetterprognosen nicht beirren und trudeln, gewappnet mit Allwetter-Ausrüstung, frühmorgens um halb sieben am Treffpunkt Bahnhof ein. Bald weicht die Schlaftrunkenheit einer erwartungsvollen Vorfreude. Die Runde wird gesprächig und bleibt es für den Rest des Tages.

Noch vor der Abfahrt rüstet uns Sandra mit Mini-Wanderbündeln aus. Eine Art Wundertüte, die frühestens bei der ersten Krise zu öffnen sei. Was mag wohl darin stecken? Plastik-Regenmänteli? Aufputschmittel? Oder vielleicht einfach paar aufmunternde Sprüche, falls der Himmel weint?

Im Nu bringt uns der Zug nach Chur. Dort treffen wir auf die Benkner Turnerinnen, die sich die Laune für ihre Zweitageswanderung ebenso wenig wie wir durch ein bisschen Grau verderben lassen. Gemeinsam steigen wir ins Postauto. Zum Glück ist sich der Chauffeur der Extrafahrt bezüglich fröhlicher PassagierInnen einiges gewohnt. In Churwalden heisst es «Tschau zäme». Wir Uznerinnen fahren bei deutlich leiserer Geräuschkulisse noch bis Parpan weiter. Nach der Kafi-Gipfeli-WC-Pause im Hotel Alpina kann es für die rote Wanderschar los gehen.

Das Wetter ist ja gar nicht sooo schlecht. Der Nebel scheint sich gar etwas zu heben, und die Regensachen bleiben (noch) im Rucksack. Wir steigen höher und höher. Manch eine kommt ins Schwitzen und geht nur im T-Shirt weiter. Nach einer Stunde verspüren die ersten Frauen einen Anflug von Müdigkeit und besinnen sich auf ihr Notfall-Bündeli. Mmmh. Eine bunte Auswahl von Süssigkeiten, die Blutzucker und Stimmung hoch halten. Und das Ovo-Stängeli stellt sicher, dass die Beine nicht besser aber länger durchhalten…

Oben auf dem Churer Joch auf über 2000 Meter schwärmen die Wanderleiterinnen im dichten Nebel von der phänomenalen Rundsicht. Da ist Widerspruch wohl sinnlos. Carla hat vorgesorgt und uns Wanderkärtchen zum Nachhausenehmen organisiert. Statt gemütlicher Picknickrast ziehen wir uns im Windschatten eine, zwei Kleiderschichten über. Dann folgt im Stehen ein schneller Schluck von der Trinkflasche, ein Griff zum Proviant und schon geht es weiter. Nicht etwa direkt zum Bergbeizli. Nein, zunächst müssen es schon noch die Hühnerköpfe sein.

Der Name unseres nächsten Ziels ist Programm. Unter munterem Gegacker finden wir den Höhenweg auch bei null Sicht. Damit wir uns in der Nebelsuppe nicht verlieren, helfen auch die farbenfrohen Klamotten. Hier schiesst eindeutig Ruth den Vogel ab. Sie leuchtet bis auf die Fingernägel in Pink. Nach und nach verwandeln wir uns alle in regenfeste bunte Hühner. Pelerinen, Hüllen und Kopfbedeckungen in allen Farben und Formen, so dass wir uns gegenseitig kaum mehr erkennen. Welcher (Hühner-)Kopf hüllt sich in türkiser Kapuze ein? Wer versteckt sich unter dem edel getüpfelten Regenhut? Wer kommt da ganz in Grün daher? Unser Wander-OK hat alles prima rekognosziert: Statt auf glitschigem Wanderweg steigen wir nun auf einem asphaltierten Strässchen zum Bergrestaurant Furgglis ab.

Wie schön, dass wir dort erwartet und herzlich willkommen geheissen werden. Nach einer solchen Anstrengung liegen ausser einem Fitnessteller locker auch noch ein Gläschen Wein und ein paar Pommes drin. Gemütlich im Trockenen sitzend pressierte es nun niemandem mehr. Ein gestandenes lokales Musiktalent unterhält uns mit seiner Mundharmonika. Jene, die es nicht lassen können, klopfen ein Jässchen. Bei Kaffee und Dessert berichtet Pilzkennerin Lisbeth von den farbigen Schirmlingen, die sie heute auf dem Weg entdeckte. Tja, auch Pilzbanausen konnten die nicht übersehen.

Den letzten Abschnitt tippeln wir im Regen durch malerische Alpweiden bis nach Tschiertschen hinunter. Dass im schönen alten Dorf bis zur Abfahrt vom Postauto noch reichlich Zeit bleibt, kommt uns sehr gelegen. So können wir in Ruhe kurz das Kirchlein besuchen und uns vor allem lange beim Alpen-Hirt und seinen authentischen Bergprodukten umschauen und degustieren. Knuspriger Kino-Hanf, Kuh-Salsiz, Tees und Honig, Röteli und Whisky und viele andere feine Sachen lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wer kann da schon widerstehen! Der gute Ladeninhaber gesteht zwar mit Augenzwinkern ein, dass er in seinem Geschäft noch nie so viele Frauen aufs Mal gesehen hat, hält dem Ansturm aber tapfer stand. Für den Rest des Jahres werden in Uznach und Umgebung nun wohl seine Köstlichkeiten genossen.

Auf der Heimfahrt gibt’s wie schon seit dem frühen Morgen viel zum Besprechen, zum Lachen und zum Teilen. Carla und Sandra, danke für den lässigen und abwechslungsreichen Tag, der uns das Wetter glatt vergessen liess. Ihr habt das alles perfekt geplant. Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!

Cécile Brüllhardt

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Kommentare: 1
  • #1

    Anne Niederberger (Sonntag, 09 September 2018 19:51)

    Gratulation - ein ganz toller Bericht. Er heitert und wertet den verregneten Tag so richtig auf.

    Herzlichen Dank allen, die dazu ihren Beitrag geleistet haben!